Warum vegan?

Vor ein paar Wochen wurde eben jene Frage im vegan.de-Forum gestellt. Ich bin jetzt einfach mal so frech und kopiere meine Antwort größtenteils hier rein.
Irgendwann, nach gefühlt der Millionsten gleichen Frage, fing es an, heiß her zu gehen, was natürlich beim Fragesteller Befremden auslöste.
Darauf bezieht sich das Ende meines Textes.
Und auch, wenn sich das "du" in meinem Text zunächst nur auf den Fragesteller beziehen mag, - letztendlich bitte ich dich, - lass dich darauf ein, - fühle dich angesprochen, - fühle dich dazu eingeladen, dich mit mir, mit uns auf diese Reise zu begeben :)

Herzlichst, mamavegana

Warum vegan?

Ich kann das nur ganz persönlich beantworten.

Wir haben 2007 unseren Pelle adoptiert, - über Herztier eV. Pelle kommt von Mallorca.
Nach einem wahnsinnig schönen Jahr mit diesem tollen Kerl in unserer Familie kam ich auf die Idee, Pelle soll nicht alleine bleiben, - denn jeder braucht doch ein Gegenüber, dass die eigene Sprache spricht, der einen versteht.
So kamen wir dazu, für Herztier als Pflegestelle zu arbeiten (konnte mich der Not nicht verschließen und hab so erst mal unsere eigenen Wünsche hintan gestellt)
Als Pflegestelle habe ich mich auch häufiger im Forum des Vereins herumgetrieben.
Eines Tages brachte ein Mitglied die Frage auf, ob man als Tierschützer, als die sich ja jeder dort empfand, sein Grillfleisch bei Aldi holen dürfte.
Im Laufe der Diskussion, wurde mir bewusst, dass ich mich schon länger wegen meiner Ernährungsweise schlecht fühlte (ich kämpfte damals mal wieder gegen mein Übergewicht und musste, um überhaupt abzunehmen, KH-arm und EW-reich essen, - was beim Omni ja dann eher zu Fleischkonsum führt als zu anderem), - und zwar auch wegen der Tatsache, dass ich da Tiere esse.

Es wurde alles etwas konfus in meinem Kopf, weswegen ich erst einmal in mich ging.

Folgende Gründe fand ich da in mir

- ich rette Hunde und Katzen, manchmal auch ein Pferd, - aber was macht diese Tiere schützenswerter als eine Kuh oder ein Kalb, - das ich nebenbei noch nie gegessen habe-, oder ein Schwein.
Wer bin ich, zu bestimmen, welches Tier wertvoller; schützenswert ist.
Außerdem ist unser 13jähriger Sohn seit der 2ten Klasse Vegetarier.

- unsere Kinder haben große Angst vor der Zukunft. Sie sind etwas wacher, bewusster, als es für sie selbst gut ist, - sie bringen Dinge, die sie lesen oder hören in Verbindung miteinander.
Regenwaldrodung für weideflächen. Wofür? - Wir fressen also unsere Luft weg. Treibhausgase, woher? Massentierhaltung ist da ein großer Faktor. Wir verfressen unsere eigene Zukunft.

Wie kann ich meinen Kindern ins Gesicht sehen und ihnen sagen, ich liebe sie, wenn ich dabei mitmache? wie kann ich die Angst und Hilflosigkeit meiner Kinder einfach abschütteln mit einem - da kann man eh nix machen? Ist so, war so und wird immer so bleiben?-
Als veranwortungsvolles Elter muss ich mich dem stellen und daraus meine Konsequenzen ziehen.
Aufs auto kann ich im augenblick nicht verzichten, auf eine warme Hütte - die übrigens neu isoliert ist-, warmes Wasser, Strom möchte ich nicht verzichten - auf Fleisch und andere tierliche Produkte kann ich es sehr wohl. Und für unsere Kinder möchte ich es auch tun.

- Fleisch essen frisst Menschen. Mit der gleichen Anbaufläche, die zurZ eit für die artuntypische Ernährung der "Nutztiere" gebraucht wird, kann man, je nach Anbaugut 7 bis 20mal mehr Menschen gesund ernährt bekommen - das war übrigens der Grund, der unseren Jüngsten nach 5 jahren Schnitzelkampf von einem Tag zum anderen zum Vegetarier und mittlerweile größtenteils zum Veganer werden ließ.
Esse ich Fleisch, mache ich mir die Hände blutig nicht nur durch das Schlachten eines anderen Lebewesens, sondern auch durch das verhungern lassen von anderen Menschen.



dies waren die Gründe, die mich anfang 2009 von Sonntag Nacht zu Montag Morgen zum sich vegan ernährenden Menschen machten.

Dachte ich, ich ernähre mich vegan.

Durch die stetige Auseinandersetzung mit dem Thema bekam ich immer mehr mit, was sich Firmen und Hersteller erdreisten, für Abfälle in unsere Nahrung zu mixen.

Je mehr Dinge ich ausprobierte beim Kochen und Backen, umso klarer wurde mir, wie unnötig der ganze Schmuh, den du in normalen Rezepturen und Produkten findest, eigentlich ist.
Und so begann ich, - wütend förmlich-, mich noch bewusster damit auseinander zu setzen.

...dass mit Antibiotika und anderen Medikamenten großgepushte Tiere keine gesunden "Lebensmittel-Grundlagen" sein können, das war mir ja schon lange klar.

...dass auch Biofleisch keine Alternative sein kann, weil es zum Einen die gleiche Nahrungsmittel-Umverteilungsproblematik hat, wie Fleisch aus der Massentierhaltung, sprich, dass mehr Ressourcen bei der "Fleischgewinnung" verbraucht werden, als für die gleiche Menge Kcal rein pflanzlichen Ursprungs, - es kann einfach nicht genug für alle Menschen hergestellt werden-, das war mir ja eigentlich von Anfang der Überlegungen her klar.

Zusätzlich stellte ich mich den diversen Facetten der tierausbeutung, - den Bildern aus schlachthöfen, Pelzfarmen, wo mir der bei lebendigem Leib gehäutete Fuchs direkt in die Seele schaute,... kurz, - ich schaute hin.

Zusammenhänge wie Milchkonsum --> kalbfleisch, das war mir ja vorher schon klar und wichtig gewesen. weswegen mir der Verzicht auch leicht fiel.

"Bewusst", in all seiner ursprünglichen Schmerzlichkeit wurde es mir erst hier.

Und so ging es mir mit vielem.

Was ich vorher also intellektuell verstand und beschloss, rutschte mir nun ins Herz.

Und ich denke, - da gehört der Veganismus auch hin.

Was ich glaube, warum manche Veganer manchmal etwas übers Ziel hinausschießen in ihrer Art, sich mit Nicht-Veganern über den Veganismus auszutauschen?

naja, erstmal können sich so manche Nicht-Veganer ja per se schon mal an die eigene Nase fassen?

Was ist am veganismus so unverständlich und vor allem so verwerflich, dass man sich immer wieder mit den gleichen Fragen, Vorwürfen und Halbwahrheiten / Un-Informiertheiten rumschlagen muss? *zwinker*

Dann eben die Sache mit dem Herzen, - ich kenne eigentlich keinen, der rein aus intellektuellen Überlegungen vegan lebt, - anfänglich vielleicht, - so war es ja auch irgendwie bei mir auch, - aber längerfristig wird es doch immer auch zur Herzenssache. Etwas, von dem man so klar und eindeutig FÜHLT, dass es richtig ist, dass man am Nicht-Verstehen anderer irre werden möchte.

Deswegen kann es immer wieder passieren, dass dir ein Veganer "mit dem nackten Arsch ins Gesicht" springt, wenn du wieder und wieder um intellektuelle Gründe für das vegane Leben fragst.

Irgendwann ist nämlich der Punkt erreicht, wo der vegan Lebende das Gefühl hat, "das hab ich doch gerade schon erklärt", - und  "das muss er doch jetzt verstehen".

Intellektuell verstehen geht aber meinem Empfinden nach nur bis zu einem gewissen Grad, - es fühlt sich einfach richtig an, vegan zu leben - das wirst du, solange du dich nicht vorurteilslos darauf einlassen kannst, vermutlich nicht "verstehen" oder "begreifen".

Weißt du, - ich bin jetzt 41, - und ich habe die meiste Zeit meines lebens ein Brett vor dem Kopf gehabt, - und es sogar mehrmals noch richtig schön fest gekloppt, damit ich bloß nichts durch nen Schlitz sehen konnte.

Und ich glaube, jeder, der nicht vegan aufgewachsen ist, hatte eine bestimmte Zeit dieses Brett vor der Linse, - bei manchen mag das so lange her sein, dass sie es vergessen haben und den Bezug, - das Verständins- zu und für die Brettträger von heute verloren haben.

Aber ich sag dir was, - ein ehemaliger Brettträger erkennt immer einen gegenwärtigen Bretträger und weiß, wie leicht dieses Brett ab geht, - und verzweifelt ein bisschen an dem Brett, dass der Brettträger auch noch mit Macht festzuhalten scheint.

Da kann einem schon mal der Hammer ausrutschen :D
Ich hoffe, ich hab mein Werkzeug immer im Griff ;)

abschließend noch einmal meine -persönliche- Antwort auf die Frage in der Überschrift

Warum vegan ?

Weil es richtig ist.
So sehr richtig, dass letztendlich mein Kopf mein Herz eingeschaltet hat und ich dieses Richtigsein mit jeder Faser meines körpers - und der ist nicht zu unterschätzen, was die Masse angeht- spüre. Ja, und es auch weiß.

Deswegen, - frag nicht soviel herum, - probiere es.

Lies JF Foer "Eating Animals", schau easy.vegan oder Earthlings, .
Mach die Augen auf, deinen Kopf und dein Herz.
Und probier mal veganes Essen *zwinker*
Lass dich drauf ein.

Jeder Tag ist ein Gewinn.
Für alle.